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Team 2017/18

Das Freiburger Team, bestehend aus Daniel Feuerstack, Annika Härle, Victoria Kautzner, Konstantin Sinn und Franka Trenz hat vom 28. Februar bis 4. März 2018 an den National Rounds des Philip C. Jessup International Law Moot Courts in Kiel teilgenommen. Themen des Falls waren die Aufhebung von Schiedssprüchen, das Recht eines autonomen Unterwasserfahrzeugs auf friedliche Durchfahrt und Fragen der atomaren Abrüstung sowie des humanitären Völkerrechts.

Bewerbungsphase

In der Bewerbungsphase bekamen wir einen ersten Eindruck davon, was es bedeutet, am Philip C. Jessup International Law Moot Court Competition teilzunehmen. In Vorträgen einem Vortrag zu einem selbstgewählten völkerrechtlichen Thema wurden unsere Englischkenntnisse geprüft und wir mussten zeigen, dass wir nicht nur gut vortragen,  sondern auch spontan auf Rückfragen reagieren können. Nach einem kurzen, auf Deutsch geführten Bewerbungsgespräch wählten unseren Coaches Maximillian Stützel, Laura Tribess und Björn Rieder das Team für das Jahr 2017/2018 aus. Als wir schließlich die Zusage erhielten, freuten wir uns alle auf die bevorstehende Zeit, ohne zu ahnen, dass uns die arbeitsintensivsten aber auch spannendsten Monate unseres bisherigen Studiums bevorstanden.

Um alle Teammitglieder auf den gleichen Wissensstand zu bringen, wurde vor Beginn des Wettbewerbs sowohl für uns wie auch für das Team der ICC Moot Court Competition ein Crashkurs im Völkerrecht angeboten. Als Vorbereitung hierauf lasen wir eine Vielzahl von Aufsätzen und Urteile, um diese gemeinsam zu besprechen. Innerhalb einer Woche konnten wir uns so einen Überblick über das allgemeine Völkerrecht sowie die wettbewerbsspezifischen Themen verschaffen und uns als Team besser kennenlernen. Interessant war vor allem die Einführung in den Anwalts-Stil, der in der Schriftsatzphase angewendet wird. Danach blieb nur noch eins: Warten auf die Veröffentlichung des Sachverhaltes!

Schriftsatzphase

Mit der Veröffentlichung des Sachverhaltes begann offiziell die Wettbewerbsphase, und so trafen wir uns nach den letzten Tagen Urlaub, um uns gemeinsam einen Überblick über den Sachverhalt zu verschaffen und erste Ideen zu sammeln. Da jedes Team die vier Claims, also die zu bearbeitenden Rechtsfragen, sowohl für den Applicant (Kläger) als auch für den Respondent (Beklagter) vorbereiten muss, wurde jedem von uns eine eigene Position zugeteilt. In der anschließenden Recherchephase häuften sich die Bücherstapel in der Bibliothek und die Arbeitstage wurden immer länger. Nach viel Recherche, monatelanger Schreibarbeit und wöchentlichem Feedback der Coaches wurden aus anfangs kreativen Ideen stichfeste Argumente. Die Zusammenarbeit im Team war dabei nicht immer leicht. Letztendlich haben uns aber der große Arbeitsaufwand, gelegentliche Verzweiflung und die ständige Ungewissheit „was die anderen Teams wohl machen“ als Team zusammengeschweißt. Denn der Jessup Moot Court ist vor allem eine Teamveranstaltung, bei dem alle Teammitglieder am gleichen Strang ziehen müssen, um erfolgreich zu sein. Über Weihnachten hatten wir eine kurze Verschnaufpause, bevor wir die Arbeit an unseren Schriftsätzen wiederaufnahmen.

In der Schriftsatzphase hatte jeder von uns seine Hochs und Tiefs, die wir jedoch im Team und mit einer riesigen Unterstützung der Alumni im Rahmen des monatlichen Jessup-Treffens in der Mensa überwinden konnten. Gekrönt wurde unsere Erfahrung der Schriftsatzphase dann durch den wirklich nervenaufreibenden Endspurt. In dieser Zeit arbeiteten wir Tag und Nacht an den letzten Feinheiten. Fußnoten mussten gekürzt, das Literaturverzeichnis erstellt und die Argumente ein letztes Mal sprachlich überarbeitet werden. Doch auch diese Hürden konnten wir gemeinsam überwinden und wurden schließlich mit den fertig gedruckten Exemplaren unseres Schriftsatzes belohnt. Rückblickend war die Schriftsatzphase zwar sehr aufwändig - sie hat jedoch auch unglaublich viel Spaß gemacht. An die vielen langen Abende werden wir uns noch lange erinnern und keiner von uns möchte sie missen, haben sie doch wesentlich zu der einzigartigen Erfahrung unseres Moot Courts beigetragen.

Das Team nach Abholung der fertig gedruckten Schriftsätze

Das Team nach Abholung der fertig gedruckten Schriftsätze

Pleadingphase

“Good Morning Mr. President, Your Excellencies. May it please the Court.” Diese Einleitung wird uns wohl noch einige Zeit bis in den Schlaf verfolgen. Denn so begann jedes unserer „Pleadings“, d.h. der mündliche Vortrag unserer jeweiligen Argumente. Während der mündlichen Vorbereitung lernten wir unser jeweiliges Plädoyer von vorne nach hinten und anders herum. Wir lernten unsere Argumente zu verteidigen, selbst wenn diese durch kritische Nachfragen auf den Prüfstand gestellt wurden. Eine besondere Herausforderung lag darin, die Argumentationslinie trotz dieser Störfeuer nicht zu verlieren und den zeitlichen Rahmen von 20 Minuten pro Plädoyer nicht zu
überschreiten. Unterstützt wurden wir durch abwechslungsreiche Panels von Proberichtern, die aus Professoren, wissenschaftlichen Mitarbeitern, Dozenten, Alumni und unseren Coaches bestanden. Vor diesen konnten wir jede Woche mehrfach unser Pleading üben und dank des Feedbacks unseren mündlichen Vortrag stetig verbessern. Für Abwechslung sorgten wechselnde Anweisungen wie zum Beispiel „Heute lassen wir den Ordner mit den Materialien zu!“, so dass wir gezwungen waren frei zu präsentieren, oder aber auch: „Präsentiert doch mal die Argumente der Gegenseite.“ So waren wir nicht nur gezwungen uns von unseren vorgefertigten Vorträgen zu lösen und spontan zu argumentieren, sondern lernten auch unseren jeweiligen Claim in und auswendig kennen.  Unsere ausführlich erarbeiteten Argumente konnten wir das erste Mal „außer Haus“ bei einer Reihe von Kanzleibesuchen in Frankfurt auf die Probe stellen. Die Kanzleien Cleary Gottlieb, Shearman & Sterling und Skadden halfen uns, das professionelle Auftreten vor Gericht zu üben und unseren Vortrag zu verfeinern. Als Bonus zu dem hilfreichen Feedback wartete zudem immer ein leckeres Buffet auf uns. Außerdem hatten wir die Gelegenheit, uns mit erfahrenen Anwälten auszutauschen. Beim letzten Pleading in Freiburg saßen uns dann zum Abschluss sechs anstelle der üblichen drei Proberichter gegenüber. Nachdem wir auch diese Hürde genommen hatten, fühlten wir uns endgültig gewappnet, bei den „National Rounds“ in Kiel anzutreten.

Team 2018 in Frankfurt

Das Team, aufgeteilt nach Respondent (oben) und Applicant (unten), bei einem Kanzleipleading in Frankfurt

National Rounds in Kiel

Der Weg nach Kiel begann mit einer nie enden wollenden Zugfahrt, einem ungeplanten Aufenthalt an Deutschlands vermutlich schönstem Bahnhof „Kassel-Wilhelmshöhe“ und eisigen Temperaturen. Endlich angekommen, wurden wir herzlich von den Veranstaltern empfangen. Trotz unserer Verspätung schafften wir es noch rechtzeitig zum Willkommensempfang, bei dem alle Teams offiziell begrüßt wurden. Hier wurden uns auch die Schriftsätze unserer Gegner ausgehändigt, so dass wir uns auf den ersten Wettbewerbstag vorbereiten konnten. Am nächsten Morgen war die Aufregung groß. Unser Team trat zunächst mit der Seite des Respondent auf. Nachmittags war unsere Seite des Applicants an der Reihe. Auf die Plädoyers folgte ein knappes Feedback der Judges. Die Ergebnisse sollten wir jedoch erst erfahren, nachdem die gesamte Vorrunde ausgetragen war. Insgesamt war auch die Vorrunde eine nervenaufreibende Zeit, die uns jedoch sehr viel Spaß bereitet hat.

Nachdem alle Teams insgesamt viermal angetreten waren, war die Vorrunde beendet und es folgte das lang erwartete „Announcement-Dinner“. Hier wurden die Teams verkündet, die sich für die nächste Runde qualifiziert haben und noch einmal antreten dürfen. Nur acht Teams überwinden diese Hürde und so verpassten wir mit dem 9. Platz unter 19 teilnehmenden Universitäten leider knapp die Teilnahme am Viertelfinale. Nach einem ersten Moment der Enttäuschung konnten wir uns an diesem Abend dennoch an der Open-Bar amüsieren und uns zunehmend über unsere beachtlichen Leistungen freuen.

Den nächsten Tag nutzten wir, um Kiel zu besichtigen und um das Finale zwischen der Hertie School of Governance aus Berlin und der Ludwig-Maximilians-Universität München zu verfolgen. Am Abend stand auch schon die leider letzte Abendveranstaltung des Wettbewerbs an: das Championship Dinner. Mit einem großen Buffet, einer Open-Bar und einer Feier bis spät in die Nacht fand der Wettbewerb einen runden, gelungenen Abschluss.

Wir möchten uns an dieser Stelle für die hervorragende Organisation des nationalen Vorentscheids durch das Walther-Schücking-Institut für Internationales Recht bedanken. Es war bemerkenswert, wie viel Mühe und Zeit die Veranstalter in dieses Projekt gesteckt haben, und über die gesamte Veranstaltung einen reibungslosen Verlauf sichergestellt haben.

Zum Schluss möchte das Team sich bei allen Unterstützern bedanken. Wir freuen uns das nächste Freiburger Jessup Team kennenzulernen und wünschen dem nächsten Team genauso viel Spaß, ganz viel Durchhaltevermögen und Erfolg!

 

Daniel Feuerstack, Annika Härle, Victoria Kautzner, Konstantin Sinn und Franka Trenz