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Team 2013/14

Das Freiburger Team, bestehend aus Sophie Fink, Alexander Perlin, Viola Zollitsch und Jakob Rüder, hat vom 6. bis 13. April 2014 an der internationalen Endausscheidung des Philip C. Jessup International Law Moot Courts in Washington D.C. teilgenommen.

Unter 120 Teams, die sich wie Freiburg in ihren Heimatländern für die International Rounds qualifizieren mussten, belegte Freiburg einen soliden 74. Platz im Mittelfeld. Gegner waren Universitäten aus Kenia, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Indonesien und der spätere Finalist der Singapore Management University. Der Schriftsatz des Teams belegte insgesamt den 22. Platz. Sophie Fink konnte sich unter mehr als 300 Rednern Platz 41 in der Sprecherwertung sichern.

Thema in der deutschen Vorausscheidung waren die Folgen einer groß angelegten Ölbohrung auf die Meeresumwelt und insbesondere seltene Fischspezies. Die Studierenden mussten prüfen, unter welchen Voraussetzungen und in welchem Umfang eine Umweltverträglichkeitsprüfung durchzuführen ist. Zu klären waren auch die Eigentumsrechte an 500 Jahre altem gesunkenen Kulturgut sowie Fragen der Jurisdiktion auf Hoher See.

Freiburg hatte sich im Februar 2014 als zweitbestes Team gemeinsam mit dem der Universität Heidelberg für die Teilnahme an den International Rounds qualifiziert. Es war die erst zweite Teilnahme der Universität Freiburg am Jessup Moot Court überhaupt. Das Team wurde am Lehrstuhl von Prof. Dr. Silja Vöneky von Anna-Katharina Hübler und Felix Beck betreut.

Foto Team 2013/14Das Freiburger Jessup-Team 2014 (von links): Jakob Rüder, Viola Zollitsch, Alexander Perlin, Anna-Katharina Hübler (Coach), Felix Beck (Coach) und Sophie Fink. 
 

Erfahrungsbericht

Bewerbungphase

Dass wir knappe 10 Monate später in einem Flieger nach Washington D.C. sitzen würden, ahnte zum Zeitpunkt unserer Bewerbung Anfang Juli 2013 wohl noch keiner von uns. Aber alle vier „Mooties“ hatten den Wunsch, sich ein Semester intensiv mit Völkerrecht auseinanderzusetzen und am Philip C. Jessup International Law Moot Court teilzunehmen. Deswegen bereiteten jede und jeder von uns Kurzreferate zu einem selbstgewählten völkerrechtlichen Thema vor, die wir dann Anna und Felix, unseren zukünftigen Coaches, präsentierten. Einige Tage später kam dann auch die Rückmeldung: „Tut mir leid, aber deine Weihnachtsferien werden dieses Jahr wohl etwas kürzer ausfallen. Wir wollen dich dabeihaben!“

Und so begann das Abenteuer Jessup für uns.

Schriftsatzphase

Foto Team 2013/14Einige Monate später trafen wir Teammitglieder uns zum ersten Mal. Am 17. September wurde der diesjährige Compromis, also der Sachverhalt, das Jessup-Problem, veröffentlich und für uns begann die tägliche Arbeit. Wir beschäftigten uns mit zwei fiktiven Staaten, Amalea und Ritania, die um Fragen zu Umweltverträglichkeitsprüfungen, versunkenen Schiffwracks aus dem 16. Jahrhundert, Straftaten auf hoher See und Jurisdiktionskonflikten stritten. Dabei mussten immer zwei von uns Argumente für jeweils einen der beiden Staaten entwickeln und in den Schriftsätzen ausformulieren, was dann auch zu zahlreichen Diskussionen innerhalb des Teams geführt hat.

Diese Diskussionen waren auch bitter nötig, denn nur so konnten wir letztlich absehen, welche Argumente gut genug waren, um auch wirklich in die Schriftsätze aufgenommen zu werden. Diese erforderten nämlich vor allem eins: absolute Stringenz der Argumentationsketten. Daneben galt es, sprachlich einwandfrei auf englisch zu formulieren und natürlich auch die aufgeworfenen Probleme rechtlich richtig zu lösen. Und der Compromis warf wirklich viele, wirklich komplizierte und vor allem auch brandaktuelle Probleme des Völkerrechts auf. Um diese innerhalb des Wortlimits von 9500 Wörtern pro Schriftsatz, das wirklich nicht allzu breit bemessen war, zu lösen, mussten wir zunächst den „Jessup-Stil“ verinnerlichen, der auf möglichst klare und logische Argumentationsketten setzt. Gar nicht so einfach, wenn man bedenkt, dass das wohl der komplette Gegenteil zu dem sonst gewohnten Gutachtenstil ist!

Hinzu kam die Schwierigkeit der Quellenauswertung. Bei so vielen Monographien, Aufsätzen, Urteilen, Gutachten usw war es teilweise schwierig, die guten und vor allem zitierfähigen Quellen herauszufinden. Da die Schriftsätze rechtlich auf sehr festem Grund stehen sollten, konnten wir nicht jede Quelle zitieren sondern konzentrierten uns auf Urteile der Internationalen Gerichte, Verträge zwischen den Staaten und Werke der „most highly qualified publicists“, um unseren Argumenten mehr Schlagkraft und Gewicht zu verleihen. Dies setzte natürliche eine gründliche, zeitaufwändige und umfassende Arbeit mit allen verfügbaren Quellen voraus, die uns mit am meisten Zeit kostete während der Schriftsatzphase.

Ausführliche Quellenarbeit, Diskussionen um die Argumente, neuer Schreibstil – schnell wurde der Jessup zu unserer einzigen Beschäftigung in diesem Semester. Dazu brauchten wir einerseits einen umfangreichen Handapparat an völkerrechtlicher Literatur, der uns von Frau Prof. Vöneky und ihrem Lehrstuhl zur Verfügung gestellt wurde. Andererseits brauchten wir aber auch einen eigenen Arbeitsraum. Diesen hatten wir glücklicherweise recht schnell in der Arbeitsbibliothek von Herrn Prof. Murswiek gefunden. An dieser Stelle einen großen Dank an beide Lehrstühle, die uns so tatkräftig unterstützt haben.

Knappe 4 Monate, unzählige Arbeitsstunden und viel zu große Mengen an Kaffee, Cola und Schokolade später, hielten wir dann nach einer finalen, 36 Stunden dauernden Arbeitsschicht endlich die Schriftsätze die unseren Händen. Wir waren selten so stolz auf eine Arbeit, die wir in der Uni erbracht hatten!

Mündliche Phase

Mit Abgabe der Schriftsätze war die Arbeit noch bei weitem nicht getan, hatten wir doch nur noch ca. einen Monat Zeit, uns auf die Plädoyers und somit auf die nationale Vorentscheidung vorzubereiten.

Unser Ziel war es zu üben, die Richter von den jeweiligen Argumenten zu überzeugen – rechtlich, aber auch nicht zu letzt rhethorisch. Aus den Schriftsätzen mussten wir dafür die besten Argumente herausarbeiten, eventuell etwas nachrecherchieren und rhetorisch so schleifen, dass jeder von uns innerhalb von ca. 20 Minuten pro Person die Richter davon überzeugen konnte, dass gerade die eigenen Argumente die richtigen sind.

20 Minuten sind dabei gar nicht so lang bemessen, wenn man bedenkt, dass in dieser Zeit die Richter auch zahlreiche Rückfragen stellten. Wenn es gut lief, musste jeder Sprecher bis zu 30 Fragen innerhalb dieser Zeit beantworten, ohne seinen eigentlichen Vortrag außer Acht zu lassen. Klar, dass auch das erst geübt werden musste, um letztlich souverän das Plädoyer meistern zu können. Wiederum standen uns Anna und Felix, der gesamte Lehrstuhl von Frau Vöneky sowie Janine Dumont aus Basel und Björn Boerger vom Lehrstuhl Perron tatkräftigt zur Seite. Sie spielten regelmäßig „Proberichter“ für uns und halfen uns, aus den ersten gestotterten Vorträgen mit rotem Kopf und zahllosen „ähhm“ und „I don’t know“ elegante und überzeugende Plädoyers zu schleifen, die durch klare und richtige Antworten auf richterliche Fragen ergänzt wurden. Den „Ernstfall“ probten wir außerdem bei insgesamt fünf Treffen mit namhaften Großkanzleien.

Durch die zahlreichen Feedbacks waren wir Ende Januar so gut vorbereitet, dass wir ruhigen Gewissens ob unserer guten Vorbereitung nach Trier zur deutschen Vorausscheidung fahren konnten.

Nationale Ausscheidung in Trier

Die nationale Ausscheidungsrunde des Jessups wurde in Trier von dem Lehrstuhl Prof. Proelß organisiert. Dort mussten wir uns gegen insgesamt 18 weitere deutsche Teams durchsetzen. Nur die zwei Finalteilnehmer erhielten das Ticket nach Washington D.C. und damit die Möglichkeit, an der internationalen Runde des Jessups teilzunehmen – unser Ziel!

Wir stellten uns der Herausforderung und präsentierten wir unsere Argumente vor namhaften Professoren sowe Richtern des EGMR und des internationalen Seegerichtshofes und anderer Gerichte. Groß war die Freude, als wir erfuhren, dass wir das Viertelfinale erreicht hatten, mindestens ebenso groß, als wir das Halbfinale erreichten. Das aber nichts gegen das Gefühl, als im Halbfinale verkündet wurde „The winner is respondent“ – wir! Damit standen wir im Finale und hatten nicht nur unser selbst gesetztes Ziel erreicht, sondern auch das Ticket für die internationale Runde in Washington gelöst. Die Arbeit des letzten halben Jahres hatte sich gelohnt! 
Foto Team 2013/14

Internationale Runde in Washington

Nach zwei weiteren Monaten (in denen wir vergleichsweise „alltäglichen“ Dingen wie unseren jeweiligen Seminararbeiten nachgingen) betraten wir dann endlich amerikanischen Boden. 126 Teams aus aller Welt hatten sich im Capitol Hilton in Washington D.C. versammelt – sehr viele Menschen, sehr viele Eindrücke und plötzlich doch wieder etwas Aufregung als wir erfuhren, dass unsere Vorrundengegner u.a. „Singapore Managment University“ oder „University of Indonesia“ hießen. Gegen diese Teams anzutreten, die teilweise schon einen Universitätsabschluss hatten und/oder bereits zum zweiten Mal beim Jessup teilnahmen, war eine besondere Herausforderung und auch das Niveau der Richterbänke war höher als wir es von der nationalen Ausscheidungsrunde gewohnt waren. Obwohl wir eine gute Leistung zeigten und auch unsere Schriftsätze letztendlich auf Platz 22 des Rankings landeten, gelang uns nicht, die Vorrunde zu überstehen. Dennoch sind wir sehr stolz auf unsere Leistung: Wir haben unser Ziel, die Teilnahme an den internationalen Runden, erreicht, haben eine gute Wertung in unseren Schriftsätzen erhalten, haben die verlorenen Matches knapp verloren und konnten zumindest ein Teammitglied unter den besten 50 SprecherInnen platzieren.

Foto Team 2013/14 PartyDadurch dass wir nicht an weiteren Runden teilnehmen konnten, konzentrierten wir uns auf die andere Seite der internationalen Runde: Freundschaften wurden mit Leuten aus aller Welt geschlossen, gemeinsame Partys gefeiert und natürlich Sightseeing betrieben. Eines der Highlights bleibt hier wohl der Dress National Ball, an dem alle Teams in traditionsreichen Kostümen ihrer Länder auftraten.

Nach Ende des Jessups nutzten wir noch die Gelegenheit, dass wir in den Staaten sind und so ging es für uns dann teilweise nach New York und teilweise nach Dallas, wo wir dann zum ersten Mal seit Beginn des Jessups wirklich Urlaub machen konnten.

Hier ging dann auch eine unglaublich schöne, lehrreiche und durchaus nicht immer stressfreie Zeit für uns Ende. Jede und jeder von uns hat wohl so viel mitnehmen können, wie aus keiner anderen universitären Veranstaltung bisher.

Nochmals möchten wir uns hier bei allen bedanken, die uns unterstützt haben, sei es durch Bücher, Räume, die Bereitschaft unsere Schriftsätze zu lesen und Plädoyers anzuhören, sei es durch die finanzielle Hilfe unserer Sponsoren. Wir freuen uns darauf, das nächste Freiburger Jessup Team kennen zu lernen und es genauso zu unterstützen, wie das letztjährige Team uns unterstützt hat!